Traumastörungen
können sich nach Ereignissen entwickeln, die
mit Lebensbedrohung, Gewalt und Missbrauch
verbunden sind. Auslöser können aber auch
Situationen sein, die nach außen hin nicht
so gewalttätig erscheinen, für die
betreffende Person, aber mit „Gefühlen von
Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe
einhergehen und so eine dauerhafte
Erschütterung von Selbst- und
Weltverständnis bewirken“ wie es in einer
Definition zweier bekannter Traumaforscher
heißt. Traumaereignisse können
menschengemacht sein oder eine natürliche
Ursache haben, wie z.B. ein Erdbeben. Etwa
40 % der Personen, die ein solches Ereignis
erleben, entwickeln eine Traumastörung. Beim
größten Teil bildet sich auch diese wieder
zurück, bei den anderen bleibt diese
bestehen, z.T. auch über Jahrzehnte.
Traumastörungen
Traumatherapie
In einer Psychotherapie können Patienten es als sehr entlastend empfinden, zum ersten Mal über Hemmungen oder Verhaltensprobleme zu sprechen. Das Problem bei einer schweren Traumatisierung ist, dass es dem Patienten nach einer solchen Stunde schlechter gehen kann wie zuvor, er also in einen Traumastate hineingekommen ist und die beteiligten Gefühle mit voller Wucht wiedererlebt. Deshalb wurden besondere Methoden entwickelt, einen Traumastate langsam und schonend zu bearbeiten. Die Phasen einer Traumatherapie sind Stabilisierung, Konfrontation und Integration. Stabilisierung meint, dass positive Erfahrungen und Bewältigungskompetenzen, die man früher im Leben oder in andern Lebensbereichen gemacht hat, bewusst gemacht und verstärkt werden. Konfrontation heißt, dass man sich noch einmal mit den Traumaereignis und mit den von ihm ausgelösten Reaktionen beschäftigt, aber jetzt mit zeitlichem Abstand und in dem sicheren Rahmen der Therapie. Meines Erachtens ist die beste Methode dafür das EMDR. Eine Alternative ist die sogenannte Bildschirmtechnik, in der sich Patient und Therapeut das frühere Geschehen auf einem imaginierten Bildschirm anschauen, wobei der Patient den „Film“ kontrollieren und verändern kann. Eine weitere Methode, die besonders geeignet ist für lange zurückliegende Traumatisierungen in der Kindheit ist die Egostate- oder psychoimaginative Therapie, in der imaginativ mit verschiedenen Persönlichkeitsanteilen gearbeitet wird, häufig mit dem Bild des „Verletzten inneren Kindes“, bei Traumatisierungen im Jugend- oder Erwachsenenalter des "Verletzten früheren Ichs". Egostate- und psychoimaginative Therapie können mit dem EMDR kombiniert werden. In der Integrationsphase geht es schließlich darum zu bearbeiten, wie das Trauma mein Leben beeinflusst hat, und das gegebenenfalls zu korrigieren. Hier werden auch auf der Traumatisierung beruhende unbegründete Schuld- und Versagensgefühle besprochen.
Die Traumatherapie wurde ursprünglich entwickelt für Traumatisierungen, die im Erwachsenenalter erfolgt sind. Es hat sich aber gezeigt, dass sie auch hilfreich ist bei Traumatisierungen in Kindheit und Jugend, die stark in die Persönlichkeitsentwicklung eingeflossen sind. In der Tiefenpsychologie bzw. der psychodynamischen Therapie suchen wir nach den Hintergründen einer psychischen Störung, um sie nachhaltig auflösen zu können. Meist handelt es sich um einen mehr oder weniger unbewussten inneren Konflikt und/oder ein Defizit in der Persönlichkeitsentwicklung, die auch auf ein traumatisches Erlebnis zurückgehen können. Die Traumatherapie ist als dritte Säule hilfreich, wenn Belastungsereignisse aus der Kindheit heute noch sehr starke negative Gefühlsreaktionen auslösen. Wenn diese durch einen Trigger bzw. einen Ähnlichkeitsfaktor in einer aktuellen Situation aktiviert werden, die eigentlich nicht oder wenig bedrohlich ist.